Okay, ich wollte unbedingt nen Klappi haben. Keine Ahnung, warum, aber es ist ja sowas wie das Signature-Bike von Mifa gewesen. Denkt man an Mifa, denkt man ans Klappi. Denkt man im Osten an Klappi, denkt man an den Hustle, den man hatte, das Ding irgendwo in den Zug zu schleppen und so zu verstauen, dass es nicht bei voller Fahrt aufgeht. Eberhard Jennrich schrieb in seinem Buch „Mein Fahrrad“ von 1987: „Insgesamt: Klappfahrräder lassen sich gut transportieren – sonst bieten sie keine weiteren Vorteile.“ Ein hartes Urteil.
Neuaufbau: Mifa Modell 207 von 1988
Vor ein paar Wochen bin ich durch Zufall auf etwas aufmerksam geworden, was wie ein Mifa Modell 207 aussah. Allerdings gab es einige Abweichungen, die mich verwundert haben. Die Preisvorstellungen des Vorbesitzers klangen jedoch vernünftig, wenn man sie mit den vorhandenen Bildern abgeglichen hat. Also nichts wie los und anschauen.
Fuchsens Lobhudelei. – Oder: Wie man mich still kriegt
Martin Fuchs und ich kennen uns von der Arbeit. So einfach kann man es zusammenfassen. Er ist nicht weniger als der profilierteste Social-Media-Berater für politische Kommunikation im Land. Und ich hab ihm versprochen, ihn niemals wieder Cyber-Experte zu nennen. Mach ich auch nicht. Wir laufen uns relativ regelmäßig über den Weg und das ein oder andere Mal hat er lobende Worte für die Arbeit gefunden, die wir als sächsischer Landesverband der LINKEN im Bereich Social Media machen. Er ist sogar so tollkühn gewesen, uns öffentlich auf einer CSU-Veranstaltung zu loben und allein dafür möchte man den Hut ziehen. Todesmut kann er.
Vor ein paar Tagen – ich war gerade im Urlaub – hat er allerdings etwas gemacht, was er sonst nicht macht. Er hat gelobt. Uns. Öffentlich. Für das, was wir online machen. Und ehrlich gesagt: Ich war ein wenig sprachlos. Ich lasse ihn deshalb hier einfach mal selbst zu Wort kommen:
Es gibt fast keine deutsche Landespartei, die bei den Interaktionsraten, Reichweiten und der Communitygröße auf Facebook mithalten kann. Die Anzahl der Facebook-Fans ist allein dreimal so hoch, wie die Anzahl der Mitglieder der Partei in Sachsen. Hammer!In den meisten Landesparteien liegt die Zahl der Fans weit unter der Anzahl der Mitglieder. Sie haben es also erfolgreich geschafft Sympathisanten weit über das eigene Klientel hinaus an die digitale Partei zu binden. Das ist meines Erachtens eine der Herausforderungen für die Zukunft der Parteiarbeit. Und diese Community ist sehr aktiv, eine digitale Hausmacht, die nicht nur in Sachsen zu überdurchschnittlicher Sichtbarkeit führt.
Partisanin: A long story short
Partisanin ist online. Endlich. Was Partisanin ist? Unsere Wahlkampf-App. Ja, ja, Apps sind gerade ganz beliebt, jeder macht Apps und schmeißt die auf den Markt. Hauptsache, das Parteilogo blinkert im App-Store. Manche sind nicht mehr als bessere Newsreader, andere nur bessere Formulare. Meistens geht Kommunikation nur in eine Richtung und der tatsächliche Mehrwert für die UserInnen steht mindestens in Zweifel.
Unsere App will da anders sein. Wir hatten nicht das Ziel, irgendeine App zu entwickeln. Im Gegenteil. Bereits vor Jahren gab es, nach dem Aufkommen der mobilen Endgeräte in der Smartphone-Klasse, die Idee, eine Karte zum Registrieren von aufgehängten Plakaten zu realisieren. Es gab einige Proof-of-Concepts, letztlich wurde das mangels Zeit und Ressourcen erst einmal verworfen. Erst später erfuhren wir, dass die Piraten genau die gleiche Idee gehabt haben. Und umgesetzt haben. Dafür auch heute noch mal ein aufrichtiges „Chapeau“. „Partisanin: A long story short“ weiterlesen
Kein vorauseilender Gehorsam
Ich bin kein Freund der Medienschelte, im Gegenteil. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit werbe ich darum, zu verstehen, dass JournalistInnen keine Pflicht haben, die Dinge so zu sehen wie wir. Dass wir ihnen also das Recht auf eine andere Meinung gefälligst zuzustehen haben. Das ist meine Haltung als Pressesprecher.
Was ich heute allerdings im Nachgang des Parteitages an Deutungen dieses Ereignisses gelesen habe, ärgert mich dann doch. Ohne personalisieren zu wollen: Da schreibt ein Kollege für tagesschau.de einen Kommentar unter dem Titel „Die Linke lähmt sich selbst“ eindrucksvoll: „Auslandseinsätze der Bundeswehr beenden, eine Vermögenssteuer, das Aus für Hartz IV – das wird mit der SPD nicht zu machen sein. Die Linke ist mehrheitlich nicht fähig zu regieren. Und die Basis will es ganz offensichtlich auch nicht.“ Ein anderer Kollege schreibt auf Spiegel Online unter dem Titel „Game Over“: „SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz sollte jetzt konsequent sein und Rot-Rot-Grün ausschließen, den Gedankenspielen den Stecker ziehen. Game over. Es wird eh nichts mehr, mit dieser Linken ist gegenwärtig kein Staat zu machen.“ Und eine Kollegin des MDR spricht für die Tagesthemen zur Wagenknecht-Rede ein: „Deutlicher kann man einem – wenn auch unwilligen – potentiellen Partner die Tür nicht zuschlagen und dabei en passent die eigene Parteiführung vorführen […] Zehn Jahre nach ihrer Gründung wird sie [DIE LINKE] im Bund aber auf absehbare Zeit Opposition bleiben und die SPD damit weiter in die Vizekanzlerrolle zwingen.“ Drei Kommentare. Drei Kommentare, die mich fassungslos machen. Und das ist nur eine Auswahl.
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Failed State Sachsen?
Vor zwei Jahren habe ich in einer kleinen Bierrunde mal die Idee gäußert, Sachsen politikwissenschaftlich nach den Maßstäben eines Failed States zu beschreiben und abzuklopfen, inwiefern diese Theorie auf den Freistaat anwendbar wäre. Klar, es war eine Bierlaune und wir haben damals darauf verzichtet, das zu tun. Seit einiger Zeit macht nun das Wort vom „Failed State Sachsen“ oder vom „Failed Freistaat“ die Runde, wie beispielsweise gestern bei SPIEGEL Online. Mancher fordert gar die Anwendung des Artikels 37 GG, des Bundeszwangs, also das Recht Bundesregierung, in ihrer Rechtsaufsicht Über die Bundesländer mit Zustimmung des Bundesrats den Vollzug eines Bundesgesetzes durch ein Bundesland zwangsweise durchzusetzen. Dass der Anwendung des Bundeszwangs selbstverständlich die notwendige Grundlage eines tatsächlichen Organstreits fehlt, ist dabei schon fast egal. Der Artikel 37 verkommt hier zum Bonmot der politischen Auseinandersetzung mit den Verhältnissen im Freistaat. Sei es drum.
Tinder im Wahlkampf: Lasst das…
Foto: Gabriel Esteffan / flickr.com / CC BY-SA 2.0
Ein altbekannter Reflex in der Werberszene: Startet irgendwo eine Social-Media-Butze einen Dienst und hat vielleicht erstaunlich gute Wachstumszahlen, zack, versucht man das Ganze irgendwie in die eigene Kommunikationsstrategie einzubringen. Ein paar Verrenkungen später kann man einen kleinen Coup vermelden, als erstes eine Plattform zur B2C-Kommunikation genutzt zu haben. Und weil sich auch politische Kommunikation mehr und mehr über die allgemeinen Begriffe und Reflexe der Werber definiert, ähnlich nach neuen Produkten und Kommunikationswegen lechzt, wundert es kaum, dass dieser Reflex auch im politischen Raum um sich greift.