Ich bin kein Freund der Medienschelte, im Gegenteil. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit werbe ich darum, zu verstehen, dass JournalistInnen keine Pflicht haben, die Dinge so zu sehen wie wir. Dass wir ihnen also das Recht auf eine andere Meinung gefälligst zuzustehen haben. Das ist meine Haltung als Pressesprecher.
Was ich heute allerdings im Nachgang des Parteitages an Deutungen dieses Ereignisses gelesen habe, ärgert mich dann doch. Ohne personalisieren zu wollen: Da schreibt ein Kollege für tagesschau.de einen Kommentar unter dem Titel „Die Linke lähmt sich selbst“ eindrucksvoll: „Auslandseinsätze der Bundeswehr beenden, eine Vermögenssteuer, das Aus für Hartz IV – das wird mit der SPD nicht zu machen sein. Die Linke ist mehrheitlich nicht fähig zu regieren. Und die Basis will es ganz offensichtlich auch nicht.“ Ein anderer Kollege schreibt auf Spiegel Online unter dem Titel „Game Over“: „SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz sollte jetzt konsequent sein und Rot-Rot-Grün ausschließen, den Gedankenspielen den Stecker ziehen. Game over. Es wird eh nichts mehr, mit dieser Linken ist gegenwärtig kein Staat zu machen.“ Und eine Kollegin des MDR spricht für die Tagesthemen zur Wagenknecht-Rede ein: „Deutlicher kann man einem – wenn auch unwilligen – potentiellen Partner die Tür nicht zuschlagen und dabei en passent die eigene Parteiführung vorführen […] Zehn Jahre nach ihrer Gründung wird sie [DIE LINKE] im Bund aber auf absehbare Zeit Opposition bleiben und die SPD damit weiter in die Vizekanzlerrolle zwingen.“ Drei Kommentare. Drei Kommentare, die mich fassungslos machen. Und das ist nur eine Auswahl.
„Kein vorauseilender Gehorsam“ weiterlesen